Die Entstehungsgeschichte von All We Are ist typisch für die heutige Zeit. Richard O’Flynn aus Irland, Guro Gikling aus Norwegen und Luis Santos aus Brasilien haben sich während ihres Studiums am Liverpooler Institute for Performing Arts kennengelernt. Wollten die drei etwa ihren Lebenslauf mit einer Prise Auslandserfahrung aufpeppen? Früher kamen Bands auf Konzerten anderer Bands zusammen (trifft auf ziemlich viele Bands aus den 80ern zu) oder suchten sich gelegentlich über Kontaktanzeigen (The Smiths). So Multikulti wie die Herkunft der Bandmitglieder klingt ihr Debutalbum All We Are allerdings nicht. In einem früheren Interview haben sie den Satz fallen lassen, dass sie wie die „Bee Gees auf Diazepam“ klingen würden. Auch hier schimmert ein gewisser Bildungsgrad durch, Valium hätte man als Punk-Rocker wahrscheinlich eher zu dem Stoff gesagt. Und der Vergleich mit den Bee Gees ist schon ziemlich weit hergeholt. All We Are klingen nicht nach Disco sondern eher nach dem seichten Elektropop von Bands wie Hot Chip; der Gesang von Guro Gikling hätte auch ehemaligen 4AD Bands (Cocteau Twins u.a.) gut gestanden. Kein Album für die Ewigkeit, aber für diese Wochen ein kleiner Lichtblick im Dschungel der Neuheiten. Double Six