David Grubbs – Rickets & Scurvey
Elektronisch modulierte Klänge à la Karlheinz Stockhausen flirren ein paar Sekunden durch die Gegend, ehe die David Grubbs-typische Gitarre einsetzt: ein repetitives Tonmuster mit nervösen, aber präzise gespielten Melodiehaken, dazu im Hintergrund ein treibendes Schlagzeug von John McEntire, bis der Song plötzlich aufbricht und im Refrain eine Wendung hin zum fast klassischen Indierock nimmt. Auch bei den nachfolgenden Titeln wird klar, dass David Grubbs auf seinem neuesten Werk Rickets & Survey weder neuartig, noch besonders kühn wirken will. Stattdessen gibt es träumerische Klavierstücke und vermeintlich konventionellen Gitarrenpop, der in Sachen Sounds und Komposition an die frühen Achtziger erinnert. Folgendes muss man Grubbs aber zugutehalten: Obwohl er in den vergangenen zehn Jahren mit Bands wie Squirrel Bait, Bastro und Gastr Del Sol exemplarisch die Entwicklung der avancierten Independent-Musik mitgeprägt hat, ist er sich nie zu schade gewesen, in der Musikgeschichte auch mal einen Schritt zurück zu gehen – und sei es nur, um darauf hinzuweisen, was sich außerhalb unseres musikalischen Gesichtsfeldes noch so alles tut und getan hat. Zum Ende der Platte ertönt in diesem Sinne noch einmal die elektrophone Geräuschkollage vom Anfang. Grubbs zeigt damit, wie viele künstlerische Möglichkeiten sich ihm und uns auftun und dass er wohl auch in Zukunft immer wieder für Überraschungen sorgen wird! FatCat