Denise James – Denise James

Alan McGee ist bekannt dafür, ein besonderes Gespür für Popmusik zu haben: Mitte der Achtziger gründete er mit Creation Records eines der wichtigsten britischen Indie-Labels. Bands wie Ride und My Bloody Valentine veröffentlichten auf Creation ihre Platten und prägten mit druckvollen Gitarrenwänden den Sound einer ganzen Jugendkultur. Nicht zuletzt durch die Pub-Rocker Oasis und den medialen Britpop-Hype konnte McGee sich bis Ende der Neunziger eine goldene Nase verdienen und das Label samt seiner Schützlinge für einen guten Preis an die Industrie verkaufen. Was nicht weiter bedauernswert war, denn außer Teenage Fanclub gab es zu dieser Zeit kaum mehr ansprechende Bands auf Creation. Eigentlich hatte man angenommen, Alan McGee würde sich mit seinem erworbenen Reichtum ein schönes Leben abseits des Musikbusiness gönnen, aber nein – die ungebrochene Liebe zur Popmusik veranlasste ihn kürzlich, in ein neues Labelprojekt namens Poptones zu investieren. Und wie damals auf Creation wird hier noch einmal konspirative Aufbauarbeit für mehr oder weniger unbekannte MusikerInnen geleistet. Bislang konnten die Poptones-Veröffentlichungen jedoch nur für gedämpfte Begeisterung sorgen. Lediglich das Debütalbum von Denise James aus Detroit stellt eine Ausnahme dar: sanfte Melodien, die sich schlicht und zeitlos gestalten, entwickeln eine enorme Wirkung. Nach kürzester Zeit verspürt man das Bedürfnis, irgendwie mitsummen zu wollen. Die Songs von Denise James wirken stimmig und vertraut, was bekanntlich gute Popmusik auszeichnet. Es zeigt sich ein seelenvolles Songwriting, in der Art und Weise, wie wir es schon bei Kendra Smith zu schätzen gelernt haben. Durch die sehr räumliche Produktion und die reizende Stimme Denise James` besitzen die Songs zudem einen ausgeprägten Charme. Es scheint, als habe Alan McGee sein Gespür für meisterhafte Popmusik noch nicht gänzlich verloren. Poptones.