Halma – Back to Pascal

Cover_sun9Wenn Halma ihre Instrumente in sonore Schwingung versetzen, stellen sich augenblicklich Bilder ein: Menschenleere Landschaften sind es, Eis- oder Sandwüsten, vielleicht auch ein nächtlicher Ozean, in der Hauptsache unüberschaubar weit. Dabei ist das Hamburger Quartett sparsam und genau in der Wahl seiner Mittel. Bass- und Baritongitarre bilden auf festem Dub-Groove das Gerüst, das sehr sensibel von Lapsteel, Elektronik und field recordings ergänzt wird. Halma sind vier gleichberechtigte Akteure, die schöne Wendungen auf langen Bahnen ansteuern und den Pop dabei stets umschiffen. Schlichte Einzelelemente ergeben bei ihnen ein komplexes Gesamtbild.

Auf Back to Pascal setzt schon mit den ersten Tönen ein Sog ins Innere ein, hinab zu den tiefen Tonlagen und den alten Geschichten, die seit langer Zeit dort unten liegen und deren Geheimnis sich nicht mit einem Mal offenbaren wird. Halmas musikalisches Thema ist das Reisen an sich, die bedächtige Bewegung an unbestimmte Orte: Zur Mitte der Aufnahme, in Lands End, berufen sie sich auf den mythenumrankten Country-Barden Hank Williams. Ein Atmen kündigt den Gesang an, den einzigen auf dieser Platte, dann erklingt es programmatisch: Let me travel this land from the mountain to the sea. Es sind die letzten Zeilen von Williams’ Song Ramblin’ Man, instrumentiert als gedehnte, hybride Gestalt zwischen Song und Track: Nach dem ersten Gesangseinsatz und seiner Fortsetzung vergeht mal eben eine Minute.

Halma sind in doppeltem Sinne zeitlos. Sie zelebrieren ungestörte, fast naturhafte Abläufe mit konstanter Ereignisdichte, oft an der Grenze zum reinen Zustand, dann anschwellend zu einem mächtigen Soundtrack. Ihre Musik scheint sich wie von selbst aus dem Wechselspiel der Elemente heraus zu ergeben. Halma verhelfen den frühen Tortoise, Tom Verlaine und Calexico tonmalerisch zu nächtlicher Blüte, gezeichnet mit weicher, dunkler Kreide. Back to Pascal ist ein ästhetisch geschlossenes Monument, atmosphärisch opak, erwachsen, konzentriert, elegisch, streng und in sich ruhend, aber auch Steine erweichend wundervoll und abseits aller Aufgeregtheiten an die tieferen Gefühle appellierend.

Halma sind seit 1999 Fiona McKenzie (Schlagzeug), Thorsten Carstens (Gitarre, Lapsteel, Gesang) und Andreas Voß (Gitarren). Seit 2003 ist Anna Bertermann (Synthesizer, Bass, Gesang) mit dabei. Back to Pascal ist Halmas drittes Album nach Container verloren und gesunken (2000) und Minifield (2003). Carstens und Voß waren Mitglieder der Gruppe Fink, McKenzie und Bertermann spielen bei Mountaineer.

Links
Bandcamp
→ halma-music.com
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Tracklisting
1. Bass Strait
2. Hektopascal
3. Beaufort Halma – Beaufort
4. Lands End
5. Sub Dub
6. Fumarole
7. Slumberland