Julie Doiron – Desormais
Es gibt MusikerInnen, deren Musik einem einfach unter die Haut geht. Weshalb eine bestimmte Melodiefolge oder der Gesang eines anderen Menschen das eigene Innere so unweigerlich berühren können, lässt sich nur schwer erklären. Oft fühlt man sich den jeweiligen KünstlerInnen tief verbunden und meint, sie ein wenig auch persönlich zu kennen. So jedenfalls geht es mir mit Julie Doiron. Angefangen hatte alles 1990. Bei den kanadischen LoFi-Indierockern Eric’s Trip spielte Julie Doiron Bass und sang auch den ein oder anderen Song. Eric’s Trip brachten damals ein paar respektable Platten auf Sub Pop raus, 1996 löste sich die Band allerdings auf. Schon während ihrer Zeit bei Eric’s Trip arbeitete Julie Doiron an eigenen Songs. So war es kaum verwunderlich, dass sie nach dem Ende dieser Band sogleich eine Solo-Platte aufnahm. Sappy Records wurde ins Leben gerufen, wo Doiron neben ihrer eigenen Musik auch Platten von ihren Eric’s Trip-Kollegen Moonsocket und Elevator To Hell veröffentlichte. Nach Broken Girl (1996) und Lonliest In The Morning (1997) scharte Julie Doiron erstmals wieder eine Band um sich. Das Ergebnis hieß Julie Doiron & The Wooden Stars (1999) und zeigte die bislang poppigste Facette der Songwriterin mit der zerbrechlichen Stimme. Auf ihrem neuen Album Désormais hingegen lässt sich Julie Doiron nur vereinzelt von ein bis zwei Musikern unterstützen. Die französisch gesungenen Songs sind zum Teil sparsam arrangiert, wobei Samples und Instrumente wie Vibraphon und Klavier sorgsam eingesetzt werden. Geprägt wird die Musik vor allem durch Julie Doirons Gesang, welcher sich in einigen Momenten so herzzerreißend anhört, dass es mir die Tränen in die Augen treibt. Es sind keine fröhlichen Songs, die Julie singt. Ihre vertonte Melancholie ist fragil und besinnlich, aber alles andere als larmoyant. Wie geschaffen für diese Zeit, in der man sich am liebsten zu Hause bei Kerzenlicht in einer wohltuend heißen Badewanne verschanzt. Jagjaguwar.