Pinback – Blue Screen Life

Eine Frau steht in Mitten einer weitläufigen Landschaft. Es könnte ebenso eine Salzwüste wie auch ein schneebedecktes Plateau sein. Nur die Kleidung der Frau verrät, dass es sich um ein Foto aus einem früheren Jahrzehnt handeln muss. Schon das Cover des neuen Pinback-Albums arbeitet mit Reminiszenzen. Auch die Musik darauf bietet einen unbestimmten Ort der Erinnerung an, der sich individuell auffüllen lässt. Vorstellbar wäre eine alte, tiefverwurzelte Liebschaft, zu der man sich auch nach Jahren noch hingezogen fühlt; oder auch das Zurückdenken an unbeschwertere Kindheitstage. Vielleicht sind es die ausgefeilten Pop-Harmonien, mit denen Pinback diesen leidenschaftlichen Assoziationswillen erwirken. Melodien, die sich unbemerkt im Gehirn festsetzen und Empfindungen hervorrufen, die an vergangene Zeiten denken lassen. Ferner sind Pinback an manchen Stellen nicht einfach nur poppig, sondern erinnern in ihrer Tendenz an die großen Momente von XTC. Dennoch sind sie kein berechenbares Abziehbild. Vielmehr bestätigt auch das zweite Album Blue Screen Life, dass das Duo einen unverkennbar eigenen Weg verfolgt. Wie schon der Vorgänger This Is A Pinback CD wurde auch die aktuelle Songsammlung vornehmlich im eigenen Wohnzimmer und in der Garage produziert. Do-It-Yourself trifft LoFi? Lasst euch von dieser Information nicht täuschen: Pinback sind Perfektionisten und ihr Potential geht weit über die Weltordnung des Indie hinaus. Wenig verwunderlich ist es daher, dass die Band aus ganz verschiedenen Ecken mit Lobeshymnen bedacht wird – denn so offen sich Cover und Musik ausnehmen, so unterschiedlich sind auch die Möglichkeiten persönlicher Projektion. Cutty Shark.