Als vor 10 Jahren das erste Reeperbahnfestival in Hamburg stattfand, fanden sich beim Konzert von Junior Senior in der Großen Freiheit 36 gerade mal Hundert begeisterte Zuschauer vor der Bühne ein und hatten sehr viel Platz zum Tanzen. In anderen Clubs war der Zuspruch ähnlich gering, nur bei dem Auftritt von Tocotronic im Grünspan platze der Laden aus allen Nähten. Im ersten Jahr war das neue Clubfestival relativ erfolglos und es wurde viel Geld verbrannt. Zum Glück haben die Betreiber durchgehalten und nach und nach das Reeperbahnfestival zu einer festen Größe in der Musikszene etabliert. In den verrauchten Clubs rund um den Kiez spielen an vier Tagen hunderte von Bands. Das Booking folgt dabei der bewährten Devise: lieber klein und fein. Große Headliner sucht man vergeblich, stattdessen werden kleine unbekannte Bands auf die Bühne geholt. Für die Live-Szene in Hamburg zieht das Festival allerdings auch unweigerlich einen Nachteil auf sich. In den Wochen vor dem Festival machen alle Bands und Booker einen großen Bogen um die Stadt, das Sommerloch mit wenigen Höhepunkten an Konzerten wird künstlich verlängert, alles konzentriert sich auf die 4 Tage im September. Für die persönliche Planung sollte beachtet werden, dass die Lieblingsbands wie immer zeitgleich spielen und man beim Club-Hopping aufgrund des Andrangs oft nicht in den Club gelassen wird. Ob sich ein Ticket für das gesamte Festival oder nur ausgewählte Tage lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Persönliche Höhepunkte sind folgende Auftritte:
Mittwoch 23.09 Menace Beach aus Leeds bieten quirligen Indiepop, Molotow, 20.30 Uhr. Das Amerikanische Frauenduo Girlpool lassen mit ihrem Schrammelpop alle LoFi- und DIY-Ästheten auf ihre Kosten kommen, Molotow, 23.15 Uhr.
Donnerstag 24.09 Georgia ist in England bereits auf den Titelseiten der Weeklys, hier erstmals live zu erleben und alle sagen unisono: Geheimtipp! Häkken, 20.20 Uhr. Dralms aus Kanada machen entschleunigtes Songwriting, Angie’s Nightclub, 22.50 Uhr.
Freitag 25.09 Die Englischen Newcommer Hooton Tennis Club werden eine Breitseite Powerpop abliefern, Molotow, 20.00 Uhr. Mac DeMarco versucht sein schräges Songwriting unter die Massen zu bringen. Ob der Laden voll wird? Große Freiheit 36, 23.30 Uhr.
Samstag 26.09 Der Schotte C Duncan hat gerade sein Debutalbum mit feinsten Songwriting zwischen Folk und Clicks & Cuts veröffentlich und gastiert in der spannendsten Festival-Location, St. Pauli Kirche, 20.10 Uhr. The Jacques drehen mit ihrer Unbekümmertheit die Pop-Uhr um ein paar Jahre zurück, Achtung Pogo-Alarm im Molotow Karatekeller, 22.00 Uhr. Cristobal And The Sea werden ihren an Bossa Nova und Tropicalia angelehnten Sound vorstellen, Nochtspeicher, 00.35 Uhr.
Das komplette Programm gibt es natürlich direkt beim Reeperbahnfestival.