Ein Bekannter ließ kürzlich verlauten, er kaufe keine Platten von mellow Bands wie Spain, weil deren Sound doch eher etwas für männliche Mittvierziger mit Wohlstandsbäuchlein sei. Ich war erstaunt, dass dieser sonst von mir geschätzte Musik-Connaisseur sich neuerdings auf klischeebeladene Geschmackskriterien bezog, von zweifelsohne großartiger Musik seine soziale Identität bedroht fühlte. Natürlich sind derartige Leitbilder unsinnig. Für die Musik von Spain kann man weder zu jung, noch zu alt sein. Um sich mit den geschmeidigen melodischen Konturen dieser Band auseinanderzusetzen, bedarf es lediglich einer gewissen Vorliebe für gefühlvolle Popmusik. Verantwortlich für die feinsinnigen Songerfindungen von Spain ist Josh Haden. Sein musikalisches Talent gründet sich wohl vor allem auf die musikbezogenen Bedingungen im Elternhaus: Vater Charlie Haden ist allseits geschätzter Jazzmusiker, während die Schwestern Petra und Rachel sich Anfang der Neunziger mit der Indiepop Band That Dog einen Namen machten. Nachdem Josh Haden bereits als Teenager mit der Punk Band Treacherous Jaywalkers drei Platten auf SST herausbrachte, versteht sich sein aktuelles Projekt Spain als komplett gegensätzlich: Hier werden andächtige Songs produziert, die manchmal schwermütig, manchmal hoffnungsvoll die Melancholie der (un)erfüllten Liebe thematisieren. Das neue und dritte Album I Believe fühlt sich in einigen Momenten ganz nah an, fast so, als würde man direkt neben Haden am Tresen einer Bar sitzen und ihm zuhören. Dabei steht fest: Seine Geschichten erzählt er nicht nur schmerbäuchigen Mittvierzigern. Restless.