The Black Heart Procession – Amore Del Tropico

Gerne erinnern wir uns an das Konzert vor ein paar Jahren in der Schilloper: Man saß träge auf Sofas rum, während The Black Heart Procession auf der kleinen Bühne träge vor sich hin rumpelten. Sie entwickelten einen Sog, einen steten Puls, der fast alle im Raum mit sich trug, optisch gestützt von einem periodisch aufleuchtenden Plastikherz, dass der Sänger vielleicht am Nachmittag auf dem Hamburger Dom geschossen hatte. Irgendwie angenehm war all das, obwohl wir es tatsächlich mit einer dunklen Prozession zu tun hatten, denn die vierköpfige Band aus San Diego ließ nicht den kleinsten musikalischen Lichteinfall zu. An dieser Haltung hat sich auch auf ihrem vierten Album nicht viel geändert, selbst wenn es irritierender Weise Amore del Tropico betitelt ist: Paulo Zappoli jault schwermütig (er trägt auch immer noch Vollbart), während die Instrumente unaufhaltsam wie alte, hölzerne Zahnräder ihre Runden drehen. Mag ja sein, dass sich die Musiker gerne in tropischen Gebieten aufhalten; vorstellbar ist das aber nur, wenn man davon ausgeht, dass sie immer erst gegen 23 Uhr das Haus verlassen und sich mit ihren schwarzen Anzügen, ihren großen Krägen und Sonnenbrillen auf direktem Weg in das nächstgelegene Casino begeben. Da passt dann auch der swingende Calexico-Groove im Titelstück: Man sitzt halt auf Sofas im Dunkeln, raucht und trinkt, während in der Ecke eine Band vor sich hin spielt. Amore del Tropico ist ein rundes, üppiges, fast opulentes Album mit einem Schuss Selbstironie geworden. Wenn sich gelegentlich Streicher und Lapsteel-Gitarren zwischen die dickflüssig-schwülen Arrangements schleichen, dann ist die daraus resultierende Film-Noir-Stimmung natürlich mit dem ganzen schwarzen Herz empfunden – aber auch ein ganz klein bisschen gestellt. Touch & Go