Die Veröffentlichungspolitik kleiner Indie-Labels funktioniert häufig so, dass die Katalog Nr. 20 gleichzeitig den ersten Labelsampler darstellt. Darauf sind dann in der Regel – als eine Werkschau des bisherigen Outputs – die ersten Veröffentlichungen nebst Single B-Seiten, Demo/Live-Aufnahmen und eventuell Remixe kompiliert. Über Sinn oder Unsinn solcher Sampler darf gestritten werden: Ein paar der Stücke kennt man meistens schon und der Rest ist häufig nicht sonderlich interessant. Ausnahmen bestätigen die Regel. Arbouse Recordings etwa, ein kleines Label aus Montrozier/Frankreich, verfolgt eine andere Strategie: Das Label von Cyril Caucat kann als moderne Fortführung der Tape-Label-Tradition der 80er Jahre betrachtet werden, da die ersten beiden Veröffentlichungen als CD-Rs unter das Volk gebracht wurden. Katalog Nr. 3 ist nun der Sampler Bucolique Vol.1, auf dem mit viel Liebe die gesamte Bandbreite von Electronic-Listening bis hin zum Singer/Songwritertum abgedeckt wird. Das Erstaunliche daran ist, dass hier relativ viele bekannte Acts mit ihrem Beitrag alles andere als das übliche Abfallprodukt aus dem Übungsraum bzw. dem Laptop beisteuern. Das Stück von Billy Mahonie etwa ist eine ganze Ecke spannender als ihr gesamtes letztes Album! Vertreten sind des Weiteren u.a. Twisted Science (Projekt von Lo Recordings Betreiber Jon Tyre), Köhn, Chessie, Rothko, Hood und Chris Brokaw (Ex-Come). Durch die sorgsam gewählte Reihenfolge der Tracks wirkt Bucolique Vol. 1 übrigens nicht wie ein willkürliches musikalisches Potpourri: Die Compilation beginnt mit Electronic-Listening und mit jedem der folgenden Stücke wird der elektronische Einfluss zugunsten der Gitarren etwas reduziert – ganz langsam, so dass das Album insgesamt äußerst geschlossen und homogen daher kommt Bucolique Vol. 2 ist übrigens in Planung. Arbouse Recordings